Initiale A – Ermittlung der Jahreszahl

=  An

Der Vokal A dient im Rahmen der ersten Berechnung mittels der Namensreihe zur Ermittlung der Jahreszahl.

Anmerkung: Ist das Jahr, auf das sich das Geschehen eines Quatrains bezieht, angenommen 1736, so ist 17 die Jahrhundertzahl und 36 die Jahreszahl. Die beiden Zahlen werden getrennt bestimmt.

Nostradamus selbst spricht in der zugehörigen anagrammatischen Regel von „la première calculation de l’an“ – also von der ersten Berechnung des Jahres (damit weist er auch implizit auf die Existenz einer zweiten Berechnung hin).

Die „Berechnung“ ist eigentlich ein Vergleich zweier Buchstabenketten. Man liest im Brief an König Heinrich, dass er alles „nach der Ordnung der Kette, welche auch ihre Enthüllung enthält“ berechnet habe. Die eine Buchstabenkette ist der Quatrain selbst, den man ohne Zwischenräume und ohne Satzzeichen zu schreiben hat, ganz so, wie es in den alten Bibelhandschriften, den sogenannten Unzialen, üblich war. Die Buchstaben werden fortlaufend nummeriert (Platznummern). Die zweite Buchstabenkette ist ein ganz bestimmter Vergleichstext.

Die beiden Texte, Quatrain und Vergleichstext, werden gegenübergestellt. Dort, wo sich jeweils ein Vokal A in beiden Texten gegenüberstehen, geben deren ersten beiden Platznummern, wobei die Zehnerstelle jeweils weggelassen wird, ein vorläufiges Ergebnis für das betreffende Jahr des Verses an. Um es in ein endgültiges zu verwandeln, sind die Erläuterungen zu den Initialen V und T maßgebend.

Das Prinzip sei an Hand des folgenden (willkürlich gewählten) Beispiels dargestellt. Der (bereits korrigierte) Text des Quatrains möge mit „Et quand n’on verra…“ (Und wenn man nicht sehen wird…) beginnen und als Vergleichstext wird hier „Caesarem Nostradamum…“ gewählt.

Da Nostradamus das Jahr wusste, das zu dem betreffenden Vers gehörte, nehmen wir an, es sei 1645, musste er bei der Formulierung des Verses nur darauf achten, dass sich zwei Vokale A beider Texte an jenen Stellen deckten, an denen die Ziffer 5 und die Ziffer 6 standen. Bei unserem Beispiel also an fünfter und sechszehnter Stelle. (16 ist durch Weglassen der Zehnerstelle auf die Ziffer sechs zu reduzieren.) Die beiden übereinanderstehenden Vokale A, in der Tabelle gelb und rot hervorgehoben, ergeben die Ziffern 5 und 6, somit die vorläufige (!) Zahl 56; von diesem Ergebnis ist regelgemäß die Anzahl der Konsonaten V im Vers abzuziehen (bei unserem Beispiel sei diese Zahl = 2), so ergibt sich also 56 minus 2 = 54. Diese Zahl ist umzudrehen (Tournement) und es ergibt sich somit die endgültige Jahreszahl = 45. Hinsichtlich der Berechnung der Jahrhundertzahl (16) siehe die Erklärungen zur Initiale

Dies ist das Prinzip der ersten Berechnung. Es ist nun noch zu erklären, wie man auf den echten Vergleichstext kommt.

Schon meine erste Home-page (1998) hatte das „Schlüsselwort“, aus dem dieser Vergleichstext gebildet wird, vorgestellt. Es ergibt sich aus dem Wortlaut des Briefes an den Sohn Caesar [125]: „car la parolle hereditaire de l’occulte prediction sera dans mon estomach intercluse“
Übersetzt lautet dies: denn das Erbwort der geheimen Weissagung wird in meinem Inneren eingeschlossen sein. Wörtlich bedeutet „estomach“ der Magen.

Es hat schon viele Interpreten vor ein unlösbares Rätsel gestellt. Meist hat man es im übertragenen Sinne mit dem „Inneren“ gleichgestellt. Warum hat Nostradamus dieses eigenartige Wort gewählt? Pfarrer Jean de Roux schrieb in seiner 1710 verfaßten Arbeit „La Clef de Nostradamus“ (Der Schlüssel des Nostradamus) zu dieser Textstelle folgendes: „Derjenige, dem es bestimmt ist, den Schlüssel zu finden, wird schon wissen, wie er den Sinn dieses Wortes aufzufassen hat.“ Machen wir uns an die Auflösung des Rätsels!

Man kann doch den Satz auch so beginnen: La parolle hereditaire de l’occulte prediction…– Das Erbwort (Schlüsselwort) der geheimen Weissagung…. Dann fehlt nur noch „ist“ und das Schlüsselwort selbst. Die Buchstabenfolge „mon…estomach“ kann man auch „est(omach) … nom“ lesen.

Damit erhält man den Satzanfang: La parolle hereditaire de l’occulte prediction est nom … Das Schlüsselwort der geheimen Weissagung ist der Name…

Es ist naheliegend den gesuchten Namen anagrammatisch aus den restlichen Buchstaben zu bilden. Zunächst sieht CAR SERA sehr nach CAESAR aus. Dann könnte auch NOSTRADAMUS enthalten sein. Und tatsächlich erhält man schließlich folgendes:

So erhält man als vollständiges Anagramm des Brieftextes :  BerC01 [125]

La parolle hereditaire de l’occulte prediction est le nom

NOSTRADAMUS-CAESAR-HENRI   CC

Das Schlüsselwort ist einfach die Reihe der Namen des Briefschreibers, Michel Nostradamus, und der beiden Adressaten, Sohn Caesar und König Heinrich. Die beiden „übrigbleibenden“ Buchstaben CC bedeuten, wie sich im Zuge der Bearbeitung herausstellte, cum curriculo, das soviel wie mit (zyklischem) Umlauf bedeutet. Also sind die drei Namen zyklisch zu vertauschen, und ergeben so immer wieder einen anderen Vergleichstext, in der Form Nostradamus-Caesar-Henri, Henri-Nostradamus-Caesar etc. Es lassen sich 6 Möglichkeiten bilden (Permutation von 3 Elementen = 3faktorielle). Kürzt man die Namen mit der Initiale ab, lauten diese Möglichkeiten:

Jede dieser Möglichkeiten enthält ausgeschrieben 22 Buchstaben, d.s. aneinandergereiht insgesamt 22 mal 6 = 132 Buchstaben. Dies entspricht der durchschnittlichen Länge der Quatrains der Centurien.

Bei dieser Permutation gibt es 720 Möglichkeiten für die Aneinanderreihung der 6 Namensfolgen, wovon Nostradamus nur 12 nach einem komplizierten Auswahlverfahren angewandt hat. Wie man zu diesen 12 Namensreihen kommt, wird unter „NOM-Reihen – Herleitung“ erklärt.

Die ersten drei der zwölf Namensreihen lauten: