Die Almanache

Ein Wort zuvor

Jeder, der sich mit Nostradamus befasst, kennt nicht nur seine berühmten Prophezeiungen in den Centurien sondern auch seine Almanache (auch Prognostikationen genannt). Dabei handelt es sich nach landläufiger Meinung um kalenderartige Jahresschriften, wie man sie damals gerne las und zum Teil auch heute noch kennt. Sie enthalten Angaben über Planetenkonstellationen, über Mondphasen, Wettervorhersagen, aber auch Vorhersagen über politische Ereignisse.

Nostradamus hat zwischen den Jahren 1550 und 1566 jährlich mindestens einen solchen Almanach verfasst, die im Laufe der Zeit immer umfangreicher wurden. Im Herbst sind sie gedruckt erschienen, damit die Leser die Hinweise für das jeweils nächste Jahr frühzeitig erfahren.

Aber diese Almanache gelten, wie ich herausgefunden habe, primär NICHT für die auf den Titelseiten angegebenen Jahre des 16. Jahrhunderts, sondern enthalten prophetische Hinweise auf das 21. Jahrhundert!

Erstmals habe ich diesen Zusammenhang im Jahre 2008 im Internet dargestellt. Nicht die von manchen Forschern untersuchten und wegen der Fehlerhäufigkeit kritisierten astrologischen Daten über die Mondphasen und planetarischen Konstellationen, auch nicht die Wetterprognosen sind die interessanten Teile der Almanache, sondern jene eingeschobenen Prophezeiungen, die sich auf unsere unmittelbare Zukunft beziehen.

Diese Prophezeiungen in Prosa sind derart in den Almanachen verstreut, dass eine Rekonstruktion des Gesamtgeschehens nur schwer, aber dennoch möglich ist. Die Entdeckung dieses inneren Zusammenhangs der Almanache, ermöglicht eine ziemlich detaillierte Auflistung des zukünftigen Geschehens.

So bestätigt sich das Wort von Nostradamus im Brief an seinen Sohn Caesar:

„…& mille autres auantures qui…i’ay redigé par escript aux miennes autres propheties qui sont composées tout au long IN SOLUTA ORATIONE.“ –  …und tausend weitere Ereignisse, die … ich in meinen anderen Prophezeiungen in Prosa ausführlich beschrieben habe.

Woran läßt sich die Gültigkeit der Almanache für das 21. Jahrhundert erkennen?

Niemand hat bisher in Betracht gezogen, dass die Vorhersagen gar nicht für das 16. Jahrhundert, wie die Jahresangaben glauben machen, gelten, sondern für eine ganz andere Zeit. Damit sind sie brandaktuell, betreffen sie doch, wie sich ergab, unsere eigene Zukunft.

Im Almanach „für das Jahr 1557“ findet sich der bemerkenswerte Satz:

…que la charte ne seroit suffisante pour en recevoir les discours qui s’en peuvent faire, mais ce sera pour un autre temps & loisir… – …sodass das Horoskop nicht ausreicht, um die Ausführungen aufzunehmen, wie sich dabei zeigen ließen, aber das wird für eine andere Zeit und Situation sein.

Meint Nostradamus hier, dass viele Angaben in seinem Almanach tatsächlich für eine andere Zeit, nämlich für das 21. Jahrhundert gelten?

Ich meine ja, denn es gibt andere, ganz klare Hinweise in den Almanachen und die beim genauen Lesen auf unsere Zukunft hindeuten.

So finden sich etwa Begriffe in den Almanachen, die auch in den Centurien vorkommen, die sich, auch nach herrschender Meinung vieler anderer Experten, auf Zukünftiges beziehen.

So ist etwa in der Fachwelt unumstritten, dass „Chyren“, der in den Centurien, beispielsweise in den Quatrains C 6.27, C 6.70, C 9.41 u.a., genannt ist, ein zukünftiger großer Herrscher Frankreichs sein wird. Eben dieser Name taucht aber auch in den Almanachen für die Jahre 1556 und 1557 auf!

Wir lesen in:

P 96.56 „Aura le grand CHYREN une plus que prompte celerité de faire amas de legions…“
Der große Chyren wird in mehr als raschem Eifer einen Heerhaufen aufgestellt haben…

P 230.57 „Prion DIEU… donner vie longue à ce grand CHYREN.“
Wir bitten Gott…er möge dem großen Chyren ein langes Leben schenken.

Anmerkung: Meine Nummerierung der Présages der Almanache für die Jahre 1550 bis 1559 entspricht jener der „Présages de Nostradamus“, veröffentlicht 1999 durch B. Chevignard, der versichert (Seite 106), sich an die Nummerierung von Chavigny, dem Sekretär von Nostradamus, in seinem „Recueil des Presages prosaiques de M. Michel de Nostradame“ gehalten zu haben. Für die späteren Jahre habe ich eine eigene Nummerierung gewählt.

Auch „Ogmius“, von namhaften Interpreten als Mitstreiter des großen Chyren angesehen, und der Name „Solin“ (in den Centurien „Selin“ genannt) findet sich in verschiedenen Vorhersagen der Almanache.
Damit ist meiner Meinung zur Genüge gezeigt, dass die Vorhersagen der Almanache, zumindest einige ganz bestimmte, einen eindeutigen Bezug zu unserer Zukunft haben.
Darüberhinaus haben mich einige Vorhersagen stutzig gemacht, die in Almanachen für verschiedene Jahre vorkommen, ganz offensichtlich aber ein und dasselbe Ereignis beschreiben. So findet man beispielsweise in den Almanachen für die Jahre 1555 und 1559 folgendes:

P 329.55 „Le discours de la Fera pessima [la Bête immonde] fera sortir le Crocodile…“
Der Streit über die gemeine Bestie wird das Krokodil veranlassen, wegzugehen…

P 452.55 „Le Crocodile sortira de l’eau…“
Das Krokodil wird das Wasser verlassen…

P 46.59 „Le Crocodile ne tardera de sortir.“
Das Krokodil wird nicht zögern, wegzugehen.

Es ist schwer vorstellbar, dass dies Geschehen, „das Krokodil geht weg“, sich nach vier Jahren wiederholt. Logisch erscheint vielmehr, dass diese Vorhersagen ein und dasselbe Ereignis beschreiben.

Bei eingehender Untersuchung aller Almanache lassen sich viele solcher „identischer Ereignisse“ feststellen und mit deren Hilfe ein Ablauf der Ereignisse bestimmen. Damit löst sich aber die Zuordnung der Geschehnisse zum Jahr des Almanachs von selbst auf.

Die Rekonstruktion des Geschehens

Die Rekonstruktion der wahren Aussagen, die Nostradamus uns vermitteln wollte, ist mir vor einigen Jahren gelungen, wodurch auch eine bessere inhaltliche Zuordnung von Quatrains der Centurien vorgenommen werden kann. Mit Hilfe des in dieser Homepage dargelegten Berechnungsschlüssels ist damit auch die zeitliche Bestimmung des Geschehens erleichtert.

Denn, vielleicht wird sich mancher Leser fragen, wozu Nostradamus diese fragmentartige Verteilung von zukünftigem Geschehen in den Almanachen vorgenommen hat. Es gibt eine logische Antwort darauf: Bei den Quatrains der Centurien, die heute bereits Vergangenes beschreiben, kann das berechnete Jahr an Hand des historischen Geschehens überprüft werden. Diese Kontrolle entfällt naturgemäß beim Zukunftsgeschehen. Da gibt der aus den Almanachen rekonstruierte Ablauf eine gute Hilfestellung, um die berechneten Quatrains zu überprüfen.

Damit hat sich auch bestätigt, dass der Seher aus Salon nichts dem Zufall überlassen hat. Alles in seinem umfangreichen Werk, ob Prosa oder Dichtung, gehört und passt zusammen. Eine großartige Planung liegt dem gesamten Werk zugrunde. Das zusammengefügte Puzzle bestätigt letztlich die in dieser Homepage nur skizzenhaft dargelegten Forschungsergebnisse, die erstmals 1998 veröffentlicht worden sind.

Die einzelnen Teile dieses prophetischen Puzzles sind die Quatrains der Centurien, die Quatrains der Almanache, der Brief an Heinrich, die Sixains und schließlich die vielen Prophezeiungen in den Almanachen. Diese Teile lassen sich mit viel Mühe zu einem Gesamtbild zusammensetzen.

Der Leser erwartet jetzt selbstverständlich eine Darstellung dieses Gesamtbildes. Und den Forscher würde ebenfalls die Veröffentlichung einer Gesamtdarstellung en détail reizen, schon deshalb, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, seine Behauptungen könne er nicht belegen. Aber derzeit ist manches noch nicht völlig abgeklärt, sodass mit einer Veröffentlichung noch zugewartet wird. Ich ersuche dafür um Verständnis. Auch glaube ich, dass es nicht die Absicht von Nostradamus war, dass seine entschlüsselten Prophezeiungen einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis gelangen sollten, sondern einer bestimmten Person, die eine wesentliche Rolle in der Geschichte Frankreichs spielen wird. Das Erkennen dieser Person wird wohl das letzte Geheimnis von Nostradamus sein.