Die Herleitung der NOM-Reihen                               

 

Das bereits beschriebene Schlüsselwort besteht aus den drei Namen: Caesar, Henri und Nostradamus, im Folgenden abgekürzt durch die Initialen C, H und N.

Diese Namen können in 6 verschiedenen Möglichkeiten zusammengestellt werden

(mathematisch: Permutation von 3 Elementen  P3 = n!  d.h.  P3 = 3! = 1x2x3=6).

Diese 6 Möglichkeiten lauten:         CHN   CNH   HCN   HNC    NCH   NHC

Jede dieser Möglichkeiten enthält  ausgeschrieben 22 Buchstaben, d.s. insgesamt 22×6 = 132 Buchstaben. Dies entspricht der durchschnittlichen Länge der Verse der Centurien. Daraus kann der logische Schluss gezogen werden, dass sie als Vergleichstext dienen sollen, wobei die Namen aneinandergereiht zu verwenden sind, etwa derart: CHNCNHHCNHNCNCHNHC. Dies würde auch dem von Nostradamus in seinem Brief an Heinrich verwendeten Begriff Kette entsprechen, es liegt eine Zeichenkette vor.

Voll ausgeschrieben könnte eine solche Kette lauten:

CAESARHENRINOSTRADAMUSCAESARNOSTRADAMUSHENRI…

Entsprechend der mathematischen Formel für die Permutation ergeben sich bei diesen 6 Elementen 720 verschiedene Möglichkeiten zur Aneinanderreihung. Es ist nicht anzunehmen, dass Nostradamus mit einer derart großen Anzahl von Namensreihen gearbeitet hat. Es muss ein Weg zur Reduktion dieser Möglichkeiten gesucht werden.

Da ich auch in anderen Fällen die Vorliebe von Nostradamus gesehen habe, Texte ihrer Umkehrung (Inversion) gegenüberzustellen, lag es nahe, dies auch hier zu versuchen (die Regel hierfür, die ich später herausfand, wird weiter unten gegeben). Das bedeutet, dass man jeder Namensverbindung den inversen Text unterlegt und die identischen Buchstaben feststellt, z. B.:

CHN C A E S A R H E N R I N O S T R A D A M U S
CHN inv S U M A D A R T S O N I R N E H R A S E A C
Ident

Bei dieser Namensverbindung ergibt sich keinerlei identischer Buchstabe.

Nimmt man ein anderes Beispiel, zwei verschiedene NOM-Reihen, etwa CHN und HNCinv findet man zwei identische Buchstaben A.

CHN C A E S A R H E N R I N O S T R A D A M U S
HNC inv R A S E A C S U M A D A R T S O N I R N E H
Ident A A

Wenn man die Prüfung für alle Namensverbindungen (CHN, CNH, HCN, HNC, NCH und NHC) in dieser Art durchführt, erhält man, schematisch dargestellt, folgendes Ergebnis (inverse Namensreihen sind mit Apostroph gekennzeichnet):

CHN‘ CNH‘ HCN‘ HNC‘ NCH‘ NHC‘
CHN S S AA RA AANA
CNH S SN AAAN R AA
HCN S NS S CA NAAA CA
HNC AA NAAA AC NSMS MS
NCH AR R AAAN SMSN S
NHC ANAA AA AC SM S S

Es lässt sich diese Vorgangsweise auch durch folgende Regel für die Berechnung belegen.
Hinweis zur Anagrammierung: Die Regeln ergeben sich, wie an anderer Stelle erläutert, durch Anagrammierung ganz bestimmter Textteile in den Briefen an Caesar und Heinrich. Die ursprüngliche Fassung (UF) ist stets durch Interpunktionen abgegrenzt; die anagrammierte Fassung (AF) weist ebensoviele Apostrophe und Wörter wie UF auf, wobei Zahlen und Einzelbuchstaben (sofern sie nicht grammatikalisch zum Text gehören) nicht zu zählen sind.

BerC11: [2096]

UF : ,QUE LE MORTEL GLAIUE S’APROCHE DE NOUS POUR ASTURE PAR PESTE, GUERRE PLUS HORRIBLE QUE A VIE DE TROIS HOMMES N’A ESTE, ET FAMINE, LEQUEL TOMBERA EN TERRE ET Y RETOURNERA SOUUENT, CAR LES ASTRES S’ACCORDENT A LA REUOLUTION:

AF : ARRANGE NOMS A REGLE, QU’EST PRES, A L’ORDRE DE TOUTES MANIERES. OPPOSE CHAQUE PHRASE A L’INUERSION ET CHAQUE AUTRE, POUR REUELER FORME CORRELATIUE. IL Y A SEULEMENT A DOUBLE OU TROIS LETTRES A ET VN N.   MOT CREE EST LE BUT SUR.

DF:  ORDNE DIE NAMEN IN DER REGEL, DIE NAHE IST, NACH ALLEN MÖGLICHKEITEN. STELLE JEDE PHRASE DER UMKEHRUNG UND JEDER ANDEREN GEGENÜBER, UM DIE KORRELIERTE FORM AUFZULÖSEN. ES GIBT NUR EIN DOPPELTES „A“ ODER DREI „A“ UND EIN „N“. DER FORMULIERTE SPRUCH IST DAS SICHERE ZIEL.

Die Regel besagt: man soll die drei Namen Nostradamus, Caesar und Henri, die sich aus der Regel BerC01 [125] ergab, alphabetisch ordnen, also CHN. Dann vertausche man sie, man erhält dadurch die oben angeführten 6 verschiedenen Reihen. Sodann stelle man jede Reihe ihrer Umkehrung (Inversion) und der jeder anderen Reihe gegenüber. Das Ergebnis zeigt die obige Tabelle. Maßgebend sind nun lediglich jene Kombinationen, bei denen nur die Buchstaben A und N vorkommen.

Somit existiert zu jeder Namensreihe eine korrelierte Reihe, d.h. dass beide in einer wechselseitigen Beziehung derart stehen, dass nur Vokale A und ein einziger Konsonant N identisch sind: Korrelationen:

CHN    –    HNC’ AA
CNH    –    NHC’ AA
HCN    –    NCH’ NAAA
HNC    –    CHN’ AA
NCH    –    HCN’ AAAN
NHC    –    CNH’ AA

 

Das bedeutet :                         CHN    korreliert    HNC

                                                  CNH    korreliert    NHC

                                                  HCN    korreliert    NCH

 

Diese Zuordnung ist in der folgenden Tabelle färbig gekennzeichnet:

CHN CNH HCN NCH NHC HNC
HNC’ NHC’ NCH’ HCN’ CNH’ CHN’

Damit lassen sich die 720 Möglichkeiten auf 48 reduzieren, denn nunmehr kommt jedes Element (z.B. CHN) bei jedem der anderen fünf Elemente, ausgenommen dem eigenen inversen, also 5 – 1 = 4 doppelt, nämlich auf Platz 2 oder 3 vor, somit ergibt sich 4 x 2 = 8 und 8 x 6 = 48. Diese 48 Möglichkeiten sind in der nachstehenden Tabelle ausführlich aufgezählt.

Dies scheint noch immer eine zu hohe Anzahl von Namensreihen zu sein, sodass eine weitere Reduktionsmöglichkeit gefunden werden musste. Zunächst versuchte ich, alle 48 Reihen auf die ersten drei Quatrains anzuwenden, von denen ich ja die Jahreszahlen (1547, 1548 und 1792) bereits aus anderen Überlegungen kannte.

1 CHN CNH HCN NCH NHC HNC 25 HNC CNH HCN NCH NHC CHN
2 CHN CNH NCH HCN NHC HNC 26 HNC CNH NCH HCN NHC CHN
3 CHN HCN CNH NHC NCH HNC 27 HNC HCN CNH NHC NCH CHN
4 CHN HCN NHC CNH NCH HNC 28 HNC HCN NHC CNH NCH CHN
5 CHN NCH CNH NHC HCN HNC 29 HNC NCH CNH NHC HCN CHN
6 CHN NCH NHC CNH HCN HNC 30 HNC NCH NHC CNH HCN CHN
7 CHN NHC HCN NCH CNH HNC 31 HNC NHC HCN NCH CNH CHN
8 CHN NHC NCH HCN CNH HNC 32 HNC NHC NCH HCN CNH CHN
9 CNH CHN HCN NCH HNC NHC 33 NCH CHN CNH NHC HNC HCN
10 CNH CHN NCH HCN HNC NHC 34 NCH CHN NHC CNH HNC HCN
11 CNH HCN CHN HNC NCH NHC 35 NCH CNH CHN HNC NHC HCN
12 CNH HCN HNC CHN NCH NHC 36 NCH CNH HNC CHN NHC HCN
13 CNH HNC HCN NCH CHN NHC 37 NCH HNC CNH NHC CHN HCN
14 CNH HNC NCH HCN CHN NHC 38 NCH HNC NHC CNH CHN HCN
15 CNH NCH CHN HNC HCN NHC 39 NCH NHC CHN HNC CNH HCN
16 CNH NCH HNC CHN HCN NHC 40 NCH NHC HNC CHN CNH HCN
17 HCN CHN CNH NHC HNC NCH 41 NHC CHN HCN NCH HNC CNH
18 HCN CHN NHC CNH HNC NCH 42 NHC CHN NCH HCN HNC CNH
19 HCN CNH CHN HNC NHC NCH 43 NHC HCN CHN HNC NCH CNH
20 HCN CNH HNC CHN NHC NCH 44 NHC HCN HNC CHN NCH CNH
21 HCN HNC CNH NHC CHN NCH 45 NHC HNC HCN NCH CHN CNH
22 HCN HNC NHC CNH CHN NCH 46 NHC HNC NCH HCN CHN CNH
23 HCN NHC CHN HNC CNH NCH 47 NHC NCH CHN HNC HCN CNH
24 HCN NHC HNC CHN CNH NCH 48 NHC NCH HNC CHN HCN CNH

Für den Vers 1.1 ergaben die obigen Reihen Nr. 20 und 24 eine Lösung, für 1.2 die Reihen Nr. 41, 42, 47 und 48 und für 1.3 die Reihen 9 und 13. Damit war zwar eine weitere Filterung erreicht, aber die einzig gültige NOM-Reihe für diese Verse war nicht eindeutig geklärt worden. Bei der Suche nach einer klaren Anweisung wurde ich bald fündig.

Vorerst war die Frage zu beantworten, wie viele NOM-Reihen Nostradamus wohl zur Verschlüsselung verwendet haben mag? Dazu half mir folgende Überlegung weiter. Wenn man die endgültigen NOM-Reihen festgestellt hat, musste es ja eine geeignete Zuteilung einer bestimmten Reihe zu einem bestimmten Vers geben. Es musste also ein Schema geben, wie die NOM-Reihen periodisch allen 948 Versen zugeteilt sind. Wahrscheinlich erschien die Anzahl 12, denn weder 24 noch 48 teilt 948 ganzzahlig. Man kann auch folgendes Diagramm zeichnen, um durch logische Überlegung der Lösung näher zu kommen. Nehmen wir zunächst eine periodische Wiederholung von 24 NOM-Reihen an. Es ergibt sich folgende Verteilung:

Die 48-Periode  ist durch die dicken Teilungsstriche dargestellt. Die letzte Periode ist verkürzt (24+12=36);  die Centurie VII ist nicht voll von der Periode erfasst. Die 24-Periode ist durch die dünnen Teilungsstriche dargestellt. Bei Centurie X bleibt ein Rest von 12. Die 12-Periode  erscheint am wahrscheinlichsten, weil sie sich sowohl bei Centurie VII als auch bei Centurie X voll ausgeht.

Diese Überlegung hinsichtlich der Periodizität der NOM-Reihen führt dahin, dass man 12 solche Reihen annehmen konnte. Diese Anzahl erschien praktikabel. Dafür konnte ich auch die Regel anagrammatisch bestimmen.

BerC10 [2015]: (Teil) 

AF:    EFFECTUE LES TROIS NOMS EN ORDRE ALPHABETIQUE, PRENDS ATTENTION AU NOM CORRELATIF.   INDUIS LE PREMIER NOM DU CYCLE II A PLACE I DU CYCLE I, RIEN D’AUTRE INCLINANT.  INUERSE TOUS LES NOMS SI REUUE PREND PLACE IMPAIRE, SINON INUERTIS NOMS DU LIEU TROIS ET QUATRE, CONTINUANT ON RECOIT DOUZE RESULTATS.

Diese Regel soll nun schrittweise angewandt werden:

DF:     FÜHRE DIE DREI NAMEN IN ALPHABETISCHER ORDNUNG AUS, ACHTE AUF DEN KORRELIERTEN NAMEN.

(Damit ergeben sich drei Grundformen G1 bis G3).

in alphabetischer Ordnung
I. Zyklus II. Zyklus (korreliert)
Platz 1 Platz 2 Platz 3
G 1  CHN CNH HCN NCH NHC HNC
G 2 HCN HNC NHC CNH CHN NCH
G 3 NCH NHC CHN HNC CNH HCN

DF:   STELLE DEN ERSTEN NAMEN DES ZYKLUS II AUF PLATZ 1 DES ZYKLUS I, NICHTS ANDERES VERÄNDERND.

I. Zyklus II. Zyklus (korreliert)
  Platz 1   Platz 2   Platz 3
     G 1    CHN    CNH    HCN    NCH    NHC    HNC
   NCH    CHN    CNH    NHC    HNC    HCN

DF:    DREHE ALLE NAMEN UM, WENN DER VERS EINEN UNGERADEN PLATZ EINNIMMT, ANDERNFALLS VERTAUSCHT MAN DIE NAMEN VON PLATZ 3 UND 4.

(Beim Vers 1.1 sind somit die Namen umzudrehen).

                I. Zyklus        II. Zyklus (korreliert)
  Platz 1   Platz 2   Platz 3
    G 1    CHN    CNH    HCN    NCH    NHC    HNC
     NCH    CHN    CNH    NHC    HNC    HCN
  Vers 1       x       x      x       x       x        x
NOM-1    HCN   NHC   HNC    CHN    CNH    NCH

DF:   FORTSETZEND ERHÄLT MAN ZWÖLF RESULTATE.

I. Zyklus II.Zyklus(korreliert)
NOM-Reihe Platz 1 Platz 2 Platz 3 Platz 4 Platz 5 Platz 6 NOM-Reihe
G 1 CHN CNH HCN NCH NHC HNC
NCH CHN CNH NHC . *) .
NOM1 HCN NHC HNC CHN CNH NCH NOM1
NHC NCH CHN HNC . .
NOM2 NHC NCH HNC CHN HCN CNH NOM2
HNC NHC NCH HCN . .
NOM3 CNH CHN HCN NCH HNC NHC NOM3
HCN HNC NHC CNH . .
NOM4 HCN HNC CNH NHC CHN NCH NOM4
CNH HCN HNC CHN . .
NOM5 HNC NCH CNH NHC HCN CHN NOM5
= G 1 CHN CNH HCN NCH
NOM6 CHN CNH NCH HCN NHC HNC NOM6

*) diese Reihen sind korreliert und für die Herleitung nicht notwendig

Entsprechend geht man bei den beiden anderen Grundreihen vor (man setzt nun den zweiten Namen des II. Zyklus auf Platz 1). Aus der zweiten Grundreihe (G 2) erhält man:

I. Zyklus II.Zyklus(korreliert)
NOM-Reihe Platz 1 Platz 2 Platz 3 Platz 4 Platz 5 Platz 6 NOM-Reihe
G 2 HCN HNC NHC CNH CHN NCH
CHN HCN NHC . NCH . *)
NOM7 NHC NCH CHN HNC HCN CNH NOM7
NCH CHN NHC CNH HNC .
NOM8 NCH CHN CNH NHC HNC HCN NOM8
HNC NCH NHC CNH HCN .
NOM9 CNH HCN CHN HNC NCH NHC NOM9
= G 2 HCN HNC NHC CNH . .
NOM10 HCN HNC CNH NHC CHN NCH NOM10

Aus der dritten Grundreihe (G 3):

I. Zyklus II.Zyklus(korreliert)
NOM-Reihe Platz 1 Platz 2 Platz 3 Platz 4 Platz 5 Platz 6 NOM-Reihe
G 3 NCH NHC CHN HNC CNH HCN
HCN NHC CHN HNC CNH NCH
NOM11 NCH CHN NHC CNH HNC HCN NOM11
= G 3 NCH NHC CHN HNC CHN HCN
NOM12 NCH NHC HNC CHN CNH HCN NOM12

Ausgehend von den drei Grundreihen erhält man auf diese Weise genau 12 NOM-Reihen, womit die Herleitung abgeschlossen ist.

Die Anwendung der NOM-Reihen erfolgt in Perioden zu 12 Quatrains, wobei jede zweite Periode gegenläufig anzulegen ist. Tabellarisch sieht dies so aus:

NOM-Reihe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
 

Cent I

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13
25 26 usw.