1.   2001        Vers 2.46       Jahrhundertvorschau  

En apres grand trouble par humain, le plus grand s’apreste.
Grand moteur de siecles les renovele.
Pluie, sang, famine, laict, le fer et peste,
À ciel courant feu veu, en long grand estincele.
Nach dem großen Unglück durch die Menschen, bahnt sich das Größte an.
Der große Beweger der Jahrhunderte erneuert sie.
Regen, Blut, Hunger, Milch, Eisen und Krankheit.
Am Himmel (wird) ein Lauffeuer gesehen, lange leuchtet das Große.

In diesem Quatrain gibt Nostradamus einen Überblick über wesentliche Ereignisse des 21. Jahrhunderts. Als allererstes Ereignis nennt er ein von den Menschen verursachtes „großes Unglück“, das in den nächsten beiden Quatrains näher beschrieben wird, die sich ebenfalls auf das Jahr 2001 beziehen. Die zweite Verszeile fixiert diesen Vers eindeutig auf einen Jahrhundert-Wechsel, nämlich vom Jahr 2000 zu 2001, das 21. Jahrhundert beginnt.

Das „große Unglück“ der ersten Zeile entsteht der Menschheit durch eigenes Verschulden. Danach, in späteren Jahren, bahnt sich ein viel größeres Unheil an. Es wird Krieg (Blut, Eisen), Hunger und Krankheiten geben, und ein Lauffeuer (Komet) wird am Himmel erscheinen und Gefahr bringen. Keine erfreulichen Aussichten für die Zukunft.

Die ersten fünf Présages (Vorhersagen) des Almanachs 1558 sind von allgemeinem Inhalt und geben ebenfalls einen kurzen Überblick über das zukünftige Geschehen.

In P 1.58 bis 5.58 [1] schreibt Nostradamus:

– Durch meine Berechnungen habe ich alle Abschnitte dieses unermesslichen Geschehens durchdrungen, ich sehe so viel Mannigfaltiges kommen, so viele Übel, so viele Gefangenschaften, so viele Invasionen bei Tag und Nacht, Fallen, Konflikte, Übergaben, Vergiftungen, neue Qualen durch kriegerische Tat, Brunnen, Zisternen, Quellen, Bäche gerötet mit Menschenblut und vergiftet, so viele Friedensgespräche, Waffenstillstände und falsche Ruhe, und das Ganze kommt nur vom Übermaß eines sehr großen Krieges und des völkischen Untergangs.

–  Mein Mund kann nicht ausdrücken, wodurch uns die Himmel bedrohen, mehr durch die schlechten Verhältnisse der Umstände als durch menschliches Blutvergießen und Öffnen der Adern im Krieg, der vorangehen wird.

–  Und nochmals wird es erfolgen, wenn am großen weiten Feld der lateinischen Regionen das Schwert beginnen wird aufzublitzen, so dass der glücklich sein wird, der nicht in Rot gekleidet ist [AdV: Klerus].

–  Ich bin voll überzeugt, dass diese zukünftigen Schwierigkeiten, die uns bedrohen, nicht sehr nah sind, das glauben nur jene, die durch ein großartiges Missverständnis es so darstellen, weil sie nicht zuhören können. Die sie aber sorgfältig betrachten, vor dem Eintreffen der Vorbereitungen zur See (avant le tombement des navales preparations) werden sie kommen sehen.[2]

–  Sie werden hundert Mal ärger sein, als ich schreiben kann, (ich zittere beim Erzählen) aber die Wahrheit, die möglicherweise nicht jedem angenehm sein wird, kann nicht länger verschwiegen werden.

 

Solche Ankündigungen können einem wirklich erschrecken. Nostradamus bekennt später im Quatrain 10.60 (Nr. 31) und in P 32.58, dass er vielfach wegen des Geschauten weinen hat müssen.

P 32.58
Je ne me puis contenir de pleurer.
Ich kann die Tränen nicht zurückhalten.

Nostradamus sagt aber auch, dass die Wahrheit nicht länger verschwiegen werden soll. Nun beginnen die konkreten Prophezeiungen.

In den nächsten beiden Quatrains, für das Jahr 2001 berechnet, sagt Nostradamus den Terroranschlag in New York voraus (siehe auch die Berechnung zu 1.87 in dieser Homepage).

 

 

2.   2001        Vers 6.97       Terror in New York – I

Cinq et quarante degres ciel grand bruslera
Feu approche de cite neufve.
Grande flamme instant esparse saultera,
Quant des Normans on voudra faire preuve.
Fünf und vierzig Grad, der Himmel wird brennen.
Feuer nähert sich der großen neuen Stadt.
Plötzlich wird eine große Stichflamme überspringen.
Wenn man von den Normannen die Probe wollen wird.

3.   2001       Vers 1.87       Terror in New York – II

Ennosige feu à centre de terre
Fera trembler le tour de cite neufve.
Les grands rochers feront long temps la guerre,
Arethusa puis rougira par nouveau fleuve.
Welterschütterndes Feuer auf das Zentrum der Welt
Wird den Umkreis der neuen Stadt erzittern lassen.
Die großen Blöcke werden lange Zeit Krieg führen.
Dann wird Arethusa aufs Neue den Fluss rot färben.

Am Beispiel dieser Verse lässt sich sehr gut zeigen, dass man trotz der errechneten Jahreszahlen bei Zukunftsversen kaum eine konkrete Aussage über das prophezeite Ereignis machen kann, da einfach die Zuordnung der Begriffe und die logische Interpretation über den Versinhalt erst möglich wird, wenn das Ereignis eingetreten ist. Beispielsweise hätte „cité neufve“ auch irgendeine Stadt der Welt mit dem Namen „Neustadt“ bedeuten können. Selbst der Begriff „Arethusa„, von Allgeier [3] als das hebräische areth = Erde und USA erkannt, hätte vieles andere bedeuten können. Arethuse heißt auch eine Quelle bei Syrakus (Sizilien) und ist nach griechischer Sage eine Quellnymphe. Ennosigé leitet sich offenbar von „ennosigaeus“ ab, dem Beinamen Poseidons, und bedeutet der Erderschütterer. Wie wahr – sehen wir die Interpretation!

Am 11. September 2001 fand der Terror-Anschlag auf das World Trade Center in New York statt. Zwei Flugzeuge waren dabei unmittelbar beteiligt. Zwei weitere sind laut Meldungen ebenfalls abgestürzt. Der Bereich den die Flugzeuge überflogen haben, war ein rund 5°-Streifen parallel zur geographischen Breite von New York (40°41’). Genau wie im Vers 6.97 angegeben, man muss cinq et quarante degres getrennt lesen.

Wörtlich trifft der Ausdruck im Vers zu: „centre de terre“ (Welt-Zentrum), englisch das World (Trade) Center. Auch die Ähnlichkeit von „le tour“ masc. = der Umkreis mit „la tour“ fem. = der Turm, neufranzösisch auch das Hochhaus, fällt auf.

Die Normannen (Nordmänner) sind die Engländer, von denen die USA Beweise ihrer Bereitschaft, sich am Kampf gegen die Attentäter zu beteiligen, erhalten wollten und auch bekamen.

Der Anschlag in New York bedeutete eine Erschütterung der ganzen Welt. Er war Anlass für den weltweiten Krieg gegen den Terrorismus. Zwei Blöcke bildeten sich: das „Gute“ und das „Böse“, sie werden diesen Krieg noch lange führen. Der damalige US-Präsident George W. Bush benutzte gerne den Ausdruck von der „Achse des Bösen“. Die letzte Verszeile deutet auf ein weiteres Blutvergießen für die USA hin.

Als das „Böse“ an sich wurde von der amerikanischen Führung der Ministerpräsident des Iraks, Saddam Hussein, angesehen. Eine interessante Kurzbiographie enthält der folgende Quatrain des Almanachs 1561:

PV 1.61:
N’avoir de naistre, nay refuse, dur fait.
Horreur d’emprinse, de changement refus.
Issu hors borne, puis descouvert au faict,
Et non content assailly, mort confus.
Nichts von Geburt zu haben, (trotz) Verweigerung geboren, hart gemacht.
Schrecken durch das Unternehmen, durch den verweigerten Wechsel.
Außer Landes gegangen, dann bei der Tat entdeckt.
Und nicht zufrieden, angegriffen, tot, verwirrt.

Vergleicht man dies mit den Lebensdaten von Hussein, zeigt sich eine erstaunliche Übereinstimmung:
– er stammt aus einer ärmlichen Bauernfamilie (nichts gehabt)
– die Mutter wollte den Sohn abtreiben (Verweigerung)
– Stiefvater gewalttätig, Eisenstange zur „Erziehung“ verwendet (harte Lehre)
– Stiefvater stiftet ihn zum Diebstahl an, Gefängnis (Schrecken)
– 1957 Putschversuch misslingt (Wechsel)
– 1959 Flucht nach Ägypten
– 1979 Staatspräsident
– 1988 Giftgasangriff an Kurden (ca. 5000 Tote)
– Irakkrieg durch USA initiiert, 2003 Hussein hingerichtet
– unterschiedliche öffentliche Reaktionen (Verwirrung)

Beachten wir auch die Prophezeiungen von Nostradamus, die in den sogenannten Sixains enthalten sind; auch sie passen in das Zukunftsschema.

S 1.1 [4]
Siecle nouveau, alliance nouvelle,
Neues Jahrhundert, neues Bündnis.

Darin findet sich gleich zu Beginn der Hinweis auf das neue, das 21. Jahrhundert und auf das Bündnis, das USA und England eingingen. Man nannte es die „Koalition der Willigen“ – der Kriegswilligen mit der Devise „Kampf gegen den Terror“. Ab 2001 unter der Bezeichnung OEF (Operation Enduring Freedom) – „Operation dauerhafter Freiheit“, der sich später viele Staaten anschlossen.

Daraus entwickelte sich ein blutiger Krieg im Irak.

 

4.   2003        Vers 6.90        Der Irakkrieg – ein amerikanisches Desaster

Son honni puant abominable
Monde mis que faict fera felicite.

Apres excuse, pour n’estre favorable,

À Neptune paix ne sera grand incite.
Seine Schande stinkt abscheulich,
Der Welt dargestellt, dass die Tat glücklich machen wird.
Danach Entschuldigung, weil es (doch) nicht günstig war,
Beim Neptun wird man zum Frieden nicht sehr bereit sein.

Die hierzu passende Prosaprophezeiung P 6.58 (Almanach 1558) lautet:

„Die Behinderung dessen, was der große Herrscher beabsichtigt, wird nicht jenen dienen, die zur Erhaltung ihrer Freiheit kämpfen, die mit weit offenem Mund schreien werden: und durch seine Feinde werden sie bevorzugt und unterstützt, aber am Ende, nach langer hitziger Schlacht wird man die Nachricht hören, dass alles unterworfen ist.“

Am 20. März 2003 begann US-Präsident Bush den Irakkrieg: Die Bekämpfung Saddams diente letztlich, wie die weiteren Ereignisse zeigten, nicht allein der irakischen Bevölkerung, die um ihre Freiheit kämpfte. Sie wurde zwar von den Feinden Saddams unterstützt, aber nach dem Krieg und Saddams Untergang war zunächst alles den USA unterworfen. Der Irakkrieg wurde, wie man weiß, nicht zuletzt zur Sicherung der irakischen Ölquellen für Amerika geführt.

Die „Sache stinkt zum Himmel“ ist ein gängiges Wort. Weltweite Demonstrationen gegen den Krieg folgten, vor allem in Deutschland und Frankreich. Am 6. Oktober 2004 räumten die USA ein, dass im Irak keine Massenvernichtungswaffen, einer der behaupteten Gründe für den Irak-Krieg, gefunden wurden.

Neptun ist bei Nostradamus die Seenation England, es hielt weiterhin am Irak-Einsatz fest.

Der Sixain Nr. 2 bezieht sich ebenfalls auf den Irakkrieg, den Amerika anzettelte.

S 2.1-4
Que d’or d’argent fera despendre,
Quand Comte voudra Ville prendre,
Tant de mille & mille soldats,
Tuez, noyez, sans y rien faire,
Wieviel Gold (und) Silber wird man ausgeben lassen,
Wenn der Erzieher die Stadt wird einnehmen wollen.
So viele tausende und abertausende Soldaten
Werden getötet (und) ertränkt, ohne dort etwas zu erreichen.

Die Abschätzungen der Kosten des IRAK-Krieges variieren zwischen „offiziellen“ 700 Millionen Dollar bis zu drei Billionen Euro.[5] Der „Erzieher“ [6] ist Amerika, federführend Präsident Bush sen., der sich als Weltverbesserer aufspielte. Viele Tote (allein über 4.000 tote US-Soldaten) forderte der Kriegseinsatz. Letztlich war der Krieg erfolglos, eine „völkerrechtswidrige Invasion“ (Wikipedia).

 

10.  2005        Vers 10.56       Der Tod von Papst Johannes Paul II.

Et Royal Prelat son baissant grand tire,
Par grand flux du sang sortira de sa bouche,
Regne en regne Anglicque respire,
Long temps mort, parle vif en Tunys comme souche.
Aber des königlichen Prälaten sein Sinken (ist) sehr in die Länge gezogen,
Wobei ein starker Blutfluss aus seinem Mund strömen wird.
In der engelgleichen Herrschaft (konnte) das Reich aufatmen.
Lange Zeit das Sterben. (Er hatte) lebhaft in Tunis gesprochen, wie ein Bruder.

Hier ist die lange Krankheit von Papst Johannes Paul II. vorausgesagt. Die nächsten drei Verszeilen beziehen sich auf drei Ereignisse aus dem Leben des Papstes.

Der „starke Blutfluss“ deutet auf das Attentat vom 13. Mai 1981, das Mehmet Ali Agca auf den Papst verübte.

Die „engelgleiche Herrschaft“, wie man regne Angelicque übersetzen kann, bezieht sich wohl auf die Bemühungen und Erfolge der Friedensmissionen des Papstes. Etwa die Aufrufe zur Gewaltlosigkeit, seine beispiellosen Reisen zwecks Begegnung mit den Menschen, die Feier des Tages der Vergebung, an dem eine Dokumentation über die Verfehlungen der Kirche in der Vergangenheit vorgelegt wurde (2000), die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel (1993) u.a. Dennoch sei erwähnt, dass seine autoritäre Führung (vielleicht soll das Wort Royal darauf hinweisen) und die konservative Haltung des Papstes zu einigen wesentlichen Fragen einer modernen Kirche nicht allen Gläubigen gefallen hat.

Die letzte Verszeile ist ein Rückblick auf die Papstreise am 14. April 1996 zu einem zehnstündigen Aufenthalt in Tunis. Diese Reise und der Aufruf in einem fast rein islamischen Land zum Dialog zwischen Christen und Muslimen sowie dem Aufruf zum Gewaltverzicht in der Region schein auch Nostradamus in Kenntnis der kommenden Ereignisse im 21. Jahrhundert eine besondere Bedeutung beigemessen zu haben.

Dazu korrespondiert die Prosa-Prophezeiung P 12.58:

Der souveräne Herrscher, der gegenwärtig die Hierarchie hält, obgleich ihn im 81. Jahr die Sterne bedrohen, wird sich auf Grund der günstigen Konjunktionen bemühen, einen wesentlichen Punkt nach langem Ringen weiterzuführen, wenn die Sterne eine sehr lange Schwierigkeit bei der Vollendung bieten.

Der souveräne Herrscher der Hierarchie ist der Papst. Gegenwärtig, nämlich 2005, Johannes Paul II. Im Jahre 1981 (wie in der Vorhersage exakt angegeben) wurde er Opfer eines Attentats, das er knapp überlebt hatte („Bedrohung durch die Sterne“). Seine schwere Erkrankung führte zu Gerüchten einer Abdankung. Dennoch rang sich der Papst zur Weiterführung seines Amtes durch. Die Sterne (sein Schicksal) boten ihm lange die Schwierigkeit, sein Leben zu vollenden.

Die Angabe des Jahres (19)81 weist eindeutig auf Papst Johannes Paul II. hin. Im Zusammenhang dieser ‚Bedrohung‘ durch die Sterne steht die „Vollendung“ durch die Sterne, also der Tod des Papstes im Jahre 2005. Diese Prophezeiung stützt – wie manch andere – meine Ansicht, dass die Présages der Almanache für das 21. Jahrhundert gelten.

 

12.  2005        Vers 10.31       Benedikt XVI. – ein deutscher Papst

Saint empire aviendra de Germanie,
Islamites lieux trouveront ouverts.
Vouldront anes aussi en Carmanie,
Soutenans les tous alles de terre couverts.
Das Heilige Reich wird von Deutschland kommen.
Die Islamiten werden die Orte offen finden.
Die Esel werden auch in Karmanien (sein) wollen
Alle, die Widerstand leisten, (werden) von Erde bedeckt werden.

Das Heilige Reich ist das Reich Gottes, vertreten durch den Papst. Es wird von Deutschland kommen, d.h. ein Deutscher wird Papst, nämlich Benedikt XVI. am 19. April 2005. Der Papst besuchte sein Heimatland noch im gleichen Jahr, am 18. August.

Hierüber findet sich auch eine klare Aussage in den Sixains:

S 1.2
Vn Marquisat mis dans la nacelle,
Eine Markgrafschaft [wird] in die Barke gebracht.

Papst Benedict XVI. stammt aus Marktl in Oberbayern, das im 13. Jahrhundert als Hofmark der Grafen von Leonberg gegründet wurde. Mit Barke oder Schiff (la nef) bezeichnet Nostradamus die Kirche immer wieder in seinem gesamten Werk.

Die zweite und die dritte Verszeile des Quatrains beziehen sich auf den Konflikt Israels mit der Hisbollah (Juli 2006). Die Hisbollah ist eine islamistisch-schiitische Partei und Miliz im Libanon. Als „Staat im Staat“ kontrolliert die Hisbollah den Libanon über ihre Miliz nicht nur militärisch, sondern über ihre Partei auch politisch. Der Iran gilt als Schutzmacht der Schiiten in Libanon.

Die Formulierung die Islamiten „finden die Orte offen“ bezieht sich vermutlich darauf, dass vorwiegend nicht Bodentruppen in diesem Krieg eingesetzt waren, sondern ein gegenseitiger Beschuss mit Raketen erfolgte. [7]

„Die Esel“ werden wohl die sein, die sich mit dem großen Iran, Karmanien ist ein Teil davon, anlegen wollen.

Se’ew Schiff, Korrespondent für die israelische Tageszeitung Haaretz, schrieb in einem Artikel für Foreign Affairs, dass sich im Libanonkrieg zum ersten Mal Israel und der Iran in einem Konflikt gegenüberstanden. Dabei sei der Krieg eventuell nur der Auftakt zu einem größeren Konflikt mit dem Iran.

Israel hetzte weiter gegen den Iran: am 7. April 2008 drohte der Wirtschaftsminister Ben-Eliezer „mit der Zerstörung der iranischen Nation“. Alle, die Widerstand leisten werden getötet, sagt der Vers. Wer aber leistet wem Widerstand?

Zum Libanonkrieg gibt es folgende Vorhersagen in den Sixains:

S 1.4
D’un Duc, d’un Roy, gallere de Florance,
Von einem Führer, einem Herrscher, eine Galeere aus Florenz.

Am 2. September 2007 trifft in Tyrus im Südlibanon das erste italienische Kontingent der Friedenstruppe („Galeere aus Florenz“) ein.

 

16.  2013       Vers 3.63       Die Römische Kirche

Romain pouvoir sera de tout à bas,
Imiter sous les grands voysins leur vestige
Fouldre et occultes haines, tard civiles debats,
Retireront aux bouffons follies.
Die römische Macht wird völlig darniederliegen.
Um unter den großen Nachbarn seine Spur nachzuahmen
Verurteilung und geheime Feindschaften, später zivile Streitigkeiten.
Sie werden den Narren die Verrücktheiten entziehen.

Die „römische Macht“ betrifft jene der römisch-katholischen Kirche. Ihr Oberhaupt, Papst Benedikt XVI., legte seine Macht, sein Amt am 28. Februar 2013 als erster Papst seit über 700 Jahren nieder. Ein Ereignis, das in der jüngeren Kirchengeschichte einmalig war: der Amtsverzicht eines Papstes.

Die Prosa-Prophezeiung eines Almanachs lautet:

P 443.55-2
Le Pontife Romain doubteux, oraison prononcée. Le Senat fera permutation.
Der Papst zweifelt, (im) Gebet verkündet. Der Senat macht den Wechsel.

Zu seinem Nachfolger wurde mit Papst Franziskus erstmals ein Lateinamerikaner und erstmals ein Jesuit gewählt. Interessant ist an der Prosa-Formulierung von Nostradamus, dass der Senat den Wechsel macht, also die Kurie offenbar der aktive Teil dabei war.

Die Gerüchtebörse am Vatikan hatte damals verschiedene Gründe ausfindig gemacht, unter anderem auch, dass der Papst mit der Kurie im Streit lag. Nach eigener Aussage hat Joseph Ratzinger sein Amt als Papst aus einem ganz simplen Grund abgegeben: „Gott hat es mir gesagt.“ Das soll er einem Besucher während eines privaten Gesprächs anvertraut haben, berichtete die katholische Nachrichtenagentur Zenit in ihrem Internetportal. Für diese Begründung könnte die Feststellung in der Prophezeiung „im Gebet geäußert“ passen.

Die nächsten Verszeilen beziehen sich auf die Nachbeben des Arabischen Frühlings und den Folgeerscheinungen. Ausgehend von der Revolution in Tunesien 2010 folgten auch die arabischen Nachbarstaaten, wie Libyen, Ägypten u.a., dieser „Spur“.

Es gab anhaltende Demonstrationen und Aktionen von Bürgern auch in der Türkei gegen die Regierung Recep Tayyip Erdoğans, die am 28. Mai 2013 in Istanbul begannen.

Die Streitigkeiten nahmen kein Ende, Bürgerkriege („zivile Feindschaften“) setzten sich fort. In Ägypten wurde der gewählte Staatspräsident Mohammed Mursi am 3. Juli 2013 durch das Militär abgesetzt. In Syrien nahm die Revolution besonders schlimme Formen an. Die „Verrücktheiten der Narren“ sind die Missbräuche der jeweiligen Machthaber, die ihnen durch Absetzung entzogen wurden.

 

Prosaprophezeiungen für 2014

Mehrere Prophezeiungen in den Almanachen beziehen sich auf das Jahr 2014; einige Beispiele:

PV 6.61
Court de loing, ne s’apprester conflits.
Triste entreprise, l’air pestilent, hydeux.
De toutes pars les grands seront afflits.
Kurz im Überblick: keine Konflikte nähern sich.
Traurige Unternehmen. Die Luft verpestet, abscheulich.
Von allen Seiten werden die Großen angefeindet.

Das Jahr 2014 war für Europa noch relativ ruhig. „Traurig“ kann man die Unternehmungen bezeichnen, die sich im Raum der Ukraine abspielten. Dazu kann man die Spannungen zwischen Europa (EU) und Russland subsummieren, die „Luft ist verpestet“, meint wohl das gespannte Klima zwischen den Kontrahenten. Viele gaben den „Großen“ an der Spitze der Regierungen die Schuld. Doch der Friede, die Waffenruhe in der Ukraine, dauerte nicht lange. Die nach den ersten Kämpfen vereinbarte Waffenruhe wurde am 30. Juni 2014 gebrochen und umso heftigere Kämpfe begannen zwischen der ukrainischen Armee und den Separatisten der Ostukraine. Dies wird offenbar in folgenden Prosa-Textstellen prophezeit:

P 82.66
Iuin, Iuillet & Aoust, mettront le feu, & le feront mettre par vengeance ire, …
Im Juni, Juli und August werden sie Feuer schicken und schicken lassen, aus Rachsucht und Zorn…

Für dieses Jahr gilt auch

PV 1.58
Puisne Roy fait
Ein Jüngerer zum König gemacht.

Am 19. Juni 2014 erhält Spanien mit Felipe VI. einen neuen König. Sein Vater Juan Carlos I. dankte zu Gunsten des Sohnes ab, nachdem das Ansehen der Monarchie durch verschiedene Skandale gelitten hatte.

Eine ähnliche Aussage mit Nennung des Namens des neuen Königs und der Ursache enthält der Prosatext P 90.65: Philippe (span. Felipe) wird erhöht auf den (spanischen) Thron; Ursache ist die allgemeine Stimmung (voi) in der Monarchie:

 …que vn subitement luy dira, Philippe homo es…en tres haute mansion de trosne & de grand boffroy par voix & audace d’empire & de monarchie.

Fußnoten

[1]  Die Nummerierung der Prosatexte entspricht für die Almanache 1550 bis 1559 jener, die Chevignard (1999) eingeführt hat, für die späteren Almanache habe ich eine eigene Nummerierung verwendet. Prosatextstellen werden mit einem P (für Prognostication), einer Absatznummerierung und dem Almanach-Jahr zitiert, z.B. P 1.58. Die Quatrains (Verse) der Almanache durch PV, dem Monat und dem Jahr aus dem Almanach, z.B. PV 8.60 (Quatrain für August 1560). Die Quatrains aus den Centurien haben notfalls zur Unterscheidung einen Buchstaben C vor der Nummer.

[2]  Hier drückt Nostradamus klar aus, dass es sich bei den vorhergesagten Ereignissen nicht um ein Geschehen nahe zu seiner Zeit handelt. Die angesprochenen Vorbereitungen zur See können für das Jahr 2015 terminisiert werden.

[3]    Allgeier (1992), S 75

[4]    Die Sixains (Sechszeiler) werden mit dem Buchstaben S, einer laufenden Nummer und einer Zeilennummer des betreffenden Verses bezeichnet, z.B. S 5.6 ist die Zeile 6 des fünften Sixains.

[5]   http://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg

[6]   Comte von LAT comes = Gefährte, Erzieher

[7]  http://de.wikipedia.org/wiki/Libanonkrieg_2006