Quatrain 6.2

1580  Ein seltsames Zeitalter

Textfassung 1557 Ut (korrigiert)

En l’an cinq cens et octante, plus ou moins
On sera attendre le siecle tant estrange.
En l’an sept cens, et trois cieulx en tesmoins,
Que feront plusieurs des regnes, un de cinq,  change.

Übersetzung

Im Jahre (1)580, mehr oder weniger,
Wird man das sehr seltsame Zeitalter zu erwarten haben.
Im Jahre (1)700 und drei Himmel (sind) dafür Zeugen,
Dass mehrere Reiche, eines von fünf, den Wechsel  vollziehen werden.

Gregor XIII.

Papst Gregor XIII. Quelle: wikimedia

Anmerkungen

Dies ist einer der sieben Quatrains im gesamten Werk, in dem Nostradamus das Jahr expressis verbis angibt („Kontrollvers“). Darüberhinaus ist er der einzige, der zwei Jahresangaben enthält. Ich halte ihn für ein Musterbeispiel, mit dem uns Nostradamus anzeigen will, dass er Geschehnisse verschiedener Jahre in seine Quatrains verpackt hat, aber für die Berechnung stets das Geschehnis der ersten Verszeile maßgebend ist.

Interpretation

Der Vers betrifft die Kalenderreform, die Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 bestimmte.
Papst Gregor XIII. (1572 – 1585) setzte eine Gelehrten-Kommission ein, um eine Klärung herbeizuführen, in welcher Weise der Julianische Kalender, der noch auf Julius Caesar (45 v.Chr.) zurückging, berichtigt werden müsse. Man hatte nämlich festgestellt, daß die Frühlings-Tagundnachtgleiche anstatt auf den 21. schon auf den 11. März fiel. Dies lag darin begründet, daß der Julianische Kalender das Jahr mit 365 Tagen und 6 Stunden berechnete, was jedoch um ca. 11 Minuten zu lang war. Überdies waren die Schaltjahre schlecht angesetzt. Dadurch war der Fehler bis dahin schon auf 10 Tage angewachsen. Die Kommission legte dem Papst ihre Vorschläge vor. Nach reiflicher Überlegung setzte Gregor XIII. mit päpstlicher Bulle „Inter gravissimas“ vom 24. Februar 1582 die Kalenderreform in Kraft. Zur Bereinigung des entstandenen Fehlers bestimmte der Papst, daß auf den 4. Oktober 1582 gleich der 15. Oktober 1582 folgen sollte; weiters wurde eine neue Regelung für die Bestimmung der Schaltjahre getroffen. Mit dem „Gregorianischen Kalender“ hat Papst Gregor XIII. seinen Namen in der Geschichte verewigt. Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und die katholische Schweiz haben noch im selben Jahr den neuen Kalender eingeführt. Die übrigen katholischen Länder führten ihn bis 1585 ein. Die protestantischen und orthodoxen Länder blieben jedoch beim Julianischen Kalender. Sie lehnten „des Papstes Schlangenverstand und Fuchslist“ ab. Dadurch brach tatsächlich „ein sehr seltsames Zeitalter“ (le siecle tant estrange) in Europa an! Rechnete man doch etwa im katholischen Deutschland anders als im protestantischen.
Exakt im Jahre 1700 gingen das protestantische Deutschland und die skandinavischen Länder vom Julianischen Kalender ab. Nostradamus weist aber darauf hin, dass in diesem Jahr erst ein Fünftel der Reiche den neuen Kalender übernehmen werden. Und es stimmt! Beispielsweise änderte Großbritannien seinen Kalender erst 1752. Das große Russland führte den Gregorianischen Kalender erst 1918, Griechenland 1923, Rumänien 1924 ein.

 

Gegenüberstellung der Korrekturen

Durchführung der Korrekturen:  der Vers enthält 8 c, daher sind 8 Korrekturen vorzunehmen. Zur Erinnerung: Vertauschungen von Buchstaben oder Wörtern zählen nicht als Korrektur. Neu eingefügte Buchstaben oder Wörter stammen aus dem Wörterpool (hier rot geschrieben).

1
 –  ET
2
 &  OU
3
 –  SERA
4
 ATTENDRA  ATTENDRE
5
 BIEN  TANT
6
 –  DES
7
 TESMOINGS  TESMOINS
8
 A  DE

Die Berechnung

erfolgt entsprechend den Regeln: mit der inversen Vokal-Reihe (AEIOU-UOIEA-AEIOU…) und folgender NOM-Reihe: HCN-HNC-CNH-NHC-CHN-NCH. Die LAT-Reihe verlangt den Vokal E.

 

Berechnung des Jahrhunderts:
(rot)

Platz Nr.:
38…48…68
Vokalanzahl:
 15…19…27
1. Berechnung der Jahreszahl:
(grün)
NOM- Reihe: 08
minus V: 0
Differenz: 08
Invers: 80

2. Berechnungs der Jahreszahl
(braun)

LAT-Reihe: 80

Platz Nr. 328
Buchstabe: R

Ergebnis:

1580