DER NOSTRADAMUS-SCHLÜSSEL ZUR JAHRTAUSENDWENDE

Nostradamus‘ eigener Schlüssel zur Bestimmung der Jahreszahlen seiner Prophezeiungen
ISBN 3-9500969-0-6

Textausschnitt 1

Der Aufbau des Werkes erscheint auf den ersten Blick etwas merkwürdig. Vor allem fällt auf, daß die Centurie VII keine 100 Quatrains besitzt, obwohl sie gleichfalls als „Centurie“ bezeichnet ist und nicht etwa am Schluß steht – oder sollte sie? Weiters fällt auf, daß nach der Centurie VI ein Bannspruch steht, den man eigentlich am Anfang oder Ende des Werkes erwarten könnte. „Die diese Verse lesen, mögen sie reiflich prüfen, Das gemeine und unwissende Volk soll sich nicht damit befassen. Und alle Astrologen, Tölpel, Barbaren sollen fern bleiben. Der anders handelt, sei nach dem heiligen Ritus verflucht!“ Solche Bannsprüche waren in prophetischen Schriften nichts Ungewöhnliches und sollten vor Fälschungen der Schriften schützen, indem Strafen an Seele und Leib angedroht wurden. Es erscheint zunächst ein starkes Stück zu sein, wenn Nostradamus die Astrologen, deren er doch selbst einer war, in einer Reihe mit Tölpeln und Barbaren nennt! Nostradamus war aber nicht der „König der Astrologen“, wie manche behaupten. Er selbst hat sich als Astronom gefühlt, wie seinen Schriften zu entnehmen ist. Er spricht stets von seinen „calculations Astronomiques“. Nostradamus dürfte bei der Formulierung des Bannspruches die billige Allerweltsastrologie verurteilen, wie dies auch Calvin tat, und wie dies heutzutage ein wahrer Astrologe ebenfalls tut. Doch ich denke, daß Nostradamus mit dem Wort „Astrologi“ etwas ganz Bestimmtes zum Ausdruck bringen wollte, nämlich, daß man nicht einen auf die Astrologie gestützten Schlüssel suchen solle. Denn der Schlüssel baut auf einem rechnerischen Buchstabencode auf. Jedenfalls war es für mich – als Nichtastrologe – ein Hinweis, auf andere Weise als bisherige „Schlüsselsucher“ an die Centurien heranzugehen. Und Nostradamus gibt auch in seinen Quatrains weniger astrologische als astronomische Hinweise, indem er etwa Konjunktionen und Oppositionen von Planeten oder Verfinsterungen von Sonne und Mond in den Versen nennt. Solche Angaben ermöglichen eine nähere Zeitbestimmung. Hat man das Jahr eines Verses berechnet, lassen sich mit den angeführten astronomischen Angaben einerseits die Ergebnisse überprüfen, andererseits sogar zeitlich auf Monate und Tage begrenzen. Beim Lesen der Quatrains wird einem bald klar, daß diese nicht chronologisch gereiht, sondern offensichtlich in Unordnung gebracht worden sind. Seit der Zeit Nostradamus‘ haben nun viele Forscher versucht, die ursprüngliche Reihung wiederherzustellen oder zumindest durch Deutung der Prophezeiungen eine zeitliche Zuordnung zu finden. Um die richtige zeitliche Zuordnung der Quatrains zu finden, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: einerseits die historisch-kritische Methode, wobei versucht wird, zu den einzelnen Quatrains das passende historische Ereignis zu finden (dabei können Zukunftsverse selbstverständlich nicht behandelt wer-den), und andererseits die mathematisch-exakte Methode, die das Vorhandensein eines Schlüssels voraussetzt, mit dem man die ursprüngliche chronologische Ordnung der Verse wiederherstellen kann. Diesen Schlüssel galt es zu finden! Ich war stets der Meinung, daß – sollte es solch einen Schlüssel tatsächlich geben – die chronologische Ordnung der Quatrains allein als Ergebnis zu wenig ist. Vielmehr müßte jedem Vers die genaue Jahresangabe zugeordnet sein. Bestärkt hat mich in dieser Ansicht die Tatsache, daß Nostradamus in sieben Versen die Jahresangabe ausdrücklich anführt… Warum enthalten diese sieben Verse jeweils eine exakte Jahresangabe? Sollten sie etwa zur Ermittlung des Schlüssels oder zu dessen Überprüfung dienen? Sind sie als Hinweis zu verstehen, daß auch alle anderen Quatrains eine Jahresangabe – jedoch in verschlüsselter Form – enthalten? Wie bereits erwähnt, schreibt Nostradamus in einem Begleittext, der Widmung an König Heinrich, folgendes: „…que si ie voulois à vn chacun quadrin mettre le denombrement du temps se pourroit faire: …“ „…sodaß es möglich wäre, wenn ich wollte, für jeden Quatrain den genauen Zeitpunkt anzugeben: …“ Warum sollte Nostradamus die Angabe exakter Jahreszahlen, die ihm für sieben Quatrains möglich war, wobei diese mehrere Jahrhunderte betrafen, bei den restlichen nicht auch möglich gewesen sein? Da in den Versen hauptsächlich Buchstaben und selten Zahlen vorkommen, mußte eine Verschlüsselung – so überlegte ich – auf ein bestimmtes Buchstabensystem aufbauen. Dann aber ist es von besonderer Bedeutung, vom originalen Text der Prophezeiungen auszugehen! Wie konnte ich aber an diesen Text herankommen? Als ich etwa im Jahre 1992 mit meinen Forschungsarbeiten begann, beschaffte ich mir zunächst jede Literatur über Nostradamus, derer ich habhaft werden konnte, um Hinweise auf originale Schriften zu finden…

Textausschnitt 2

Ganz klar sagt hier Nostradamus, daß seine Prophezeiungen für die Jahre 1555 bis 3797, also für den Zeitraum von 2242 Jahren gelten. Nicht ganz stimmt, daß jedes Buch, also jede Centurie, hundert Voraussagen enthält. Fehlen etwa die restlichen (fast 60) Quatrains der Centurie VII? Weiters spricht Nostradamus ganz klar von Berechnungen, die „nicht zweideutig oder doppelsinnig“ aufgestellt seien. Was meint er mit der Kette? Eigenartig mutet auch die auf Tage genaue Berechnung des schrecklichen Unheils an, durch das die Menschheit dezimiert werden wird. Wozu solche Mühe der auf Tage genauen Vorhersage?
Sehr merkwürdig sind auch die beiden im Brief an Heinrich angeführten, unterschiedlichen Chronologien über die seit der Erschaffung der Welt bis zur Geburt Jesu Christi vergangenen Zeiträume. Die Summe der ersten Berechnung dieser Zeit-räume ergibt 4757 Jahre, jene der zweiten 4092 Jahre. Sehr großzügig und für den Leser zunächst völlig unverständlich zieht Nostradamus daraus den Schluß: „Und daher komme ich durch meine Berechnung, zusammengestellt aus den Heiligen Schriften, auf ungefähr 4173 Jahre und 8 Monate, mehr oder weniger.“ Das ist eine sonderbare Mittelbildung, für einen, dessen Vorfahren besondere Könner der Mathematik gewesen sein sollen!
Weiters erscheint dieser Teil überhaupt etwas ohne Zusammenhang mit dem übrigen Briefinhalt. Centurio gibt hierzu an: „Der Lösung dieses Rätsels kommt man nahe, wenn man bei näherem Zuschauen feststellt, daß in der Vorrede (Widmung) zwei verschiedene Teile zusammengearbeitet, aber nicht völlig harmonisiert sind.“ Auch ich dachte lange an diese Möglichkeit.
Aber nein! Bei Nostradamus gibt es keine Zufälle oder unabsichtliche Formulierungen – die differierenden Datierungen und die beiden Berechnungen haben durchaus einen beabsichtigten Zweck: Sie dienen der Auffindung der Regeln.
Kaum daß Nostradamus im Brief diese Zeiten berechnet hat, überspringt er kühn „die Zeit von Jesus Christus bis heute“ und gibt die astrologische Konstellation des Jahres 1606 an, in dem „die schlimmsten Verfolgungen der Kirche“ einsetzen werden, welche „bis ins Jahr 1792“ dauern werden. „Dann wird man sich einbilden, man müsse eine neue Zeitrechnung einführen….“ schreibt Nostradamus und trifft mit der angegebenen Jahreszahl exakt ins Schwarze! Im September 1792 wurde von den Revolutionären das französische Königtum abgeschafft und das Jahr 1 der Französischen Republik proklamiert. Nach so vielen unsicheren Zahlenwerk gibt Nostradamus eine ganz genaue Jahreszahl an – das gab mir zu denken! Wollte er damit gar zum Ausdruck bringen, „nimm auch die anderen Zahlen als exakt an!“ Jedenfalls waren diese differierenden Angaben für mich Anlaß, alle Zahlen in den Briefen zu notieren, um vielleicht eine Systematik, den Sinn der Zahlenspielerei zu erkennen. Jedoch sollte ich erst später die richtigen Schlußfolgerungen ziehen können.

Textausschnitt 3

Der erste Erfolg:  Immer wieder las ich das Vorwort an den Sohn Caesar und die Widmung an König Heinrich. Ich dachte, daß ich den eigentlichen Sinn dieser merkwürdigen Briefe irgendwann erkennen müßte, daß sich das Buch mit den sieben Siegeln öffnen würde.
Immer wieder las ich den schon erwähnten Satz: „Denn das Erbwort der geheimnisvollen Vorhersage wird in meinem Innern eingeschlossen sein:“
Im französischen Originaltext lautet dies: „Car la parolle hereditaire de l’occulte prediction sera dans mon estomach intercluse:“…

Originaltext

Die Schreibweise „estomach“, die in modernem Französisch „estomac“ lautet, war hingegen im 16. Jahrhundert gebräuchlich. Dieses Wort, das wörtlich „Magen“ bedeutet, wurde bisher von fast allen Nostradamus-Autoren im übertragenen Sinne mit „das Innere“ übersetzt. Warum hat Nostradamus dieses merkwürdige Wort gewählt? Pfarrer Jean de Roux schrieb in seiner 1710 verfaßten Arbeit „La Clef de Nostradamus“ (Der Schlüssel des Nostradamus) zu dieser Textstelle folgendes: „Derjenige, dem es bestimmt ist, den Schlüssel zu finden, wird schon wissen, wie er den Sinn dieses Wortes aufzufassen hat.“ Was sollte mit dem „Magen“ gemeint sein? Mein Gehirn knüpfte die abenteuerlichsten Verbindungen: Hatte Nostradamus etwas Besonderes verspeist, sollte das Codewort der Name einer Speise sein ?
Eines Tages funkte es! Man konnte den Satz doch so beginnen:
„La parole hereditaire de l’occulte prediction…….“
„Das Erbwort der geheimnisvollen Vorhersage………….“
Jetzt fehlte nur noch „ist“ und das Erbwort (Schlüsselwort) selbst! Die Buchstabenfolge „…mon estomach…“ legte mir nahe, zu schreiben:
„…est(omach) nom….“, zu Deutsch: „ist (……) Name“.
Ergab sich das Schlüsselwort durch anagrammatische Vertauschung der restlichen Buchstaben? Welcher Name war das Schlüsselwort? Ich versetzte Wortteile und Buchstaben des restlichen Satzes stufenweise wie folgt:
MON ESTOMACH  zu  NOM EST
CAR SERA   zu   CAESAR
DANS INTERCLUSE   zu   NOSTRADAMUS HENRI  LE CC
Somit erhielt ich, einschließlich des überzähligen Buchstabens „L“ aus parolle:
La parole hereditaire de l’occulte prediction
EST LE NOM CAESAR – NOSTRADAMUS – HENRI LCC
In Übersetzung: Das Erbwort der geheimnisvollen Vorhersage ist der Name Caesar-Nostradamus-Henri LCC.
Das konnte kein Zufall sein! Das Schlüsselwort war einfach die Reihe der Namen des Briefschreibers und seiner Adressaten. Doch schon gab es neue Fragen: Was bedeuteten die übriggebliebenen Buchstaben LCC? Wie waren die drei Namen zu reihen? Was fängt man mit dem Schlüsselwort an? Wenn ich auch diese Fragen zum damaligen Zeitpunkt noch nicht beantworten konnte, so hatte ich an diesem Sommertag des Jahres 1994 den für die weitere Ent-schlüsselung entscheidenden Ansatz gefunden: Man muß gewisse Textstellen in den Briefen an Caesar und an Heinrich als Anagramme ansehen, durch die man die Anweisungen zur Entschlüsselung erhält.
Diese Erkenntnis war mir plötzlich so einleuchtend, denn, wie bereits gesagt, kommen Anagramme in vielen der Verse vor und das Einstreuen wichtiger Nachrichten in einen „normalen“ Text war bei Geheimschriften von jeher üblich, so daß ich mich fragte, wieso nicht schon längst jemand dahintergekommen war. Weil mit dieser Erkenntnis allein noch nicht viel gewonnen war! Bis zur endgültigen Entschlüsselung lag noch ein langer Weg vor mir…