Brief an Heinrich – Das siebte Jahrtausend

Originaltext (laut Ausgabe 1568)

[396]…toutesfois esperant de laisser par escrit les ans, villes, citez, regions où la plus part aduiendra, mesmes de l’annee 1585 & de l’annee 1606, accommencant depuis le temps present, qui est le 14. de Mars, 1557 & passant outre bien loing iusques à l’aduenement qui sera apres au commencement du septiesme millenaire profondement [443] supputé,…

Übersetzung:
…trotzdem hoffe ich durch die Schrift die Jahre, Orte, Städte, Regionen zu hinterlassen, in denen sich das meiste ereignen wird, insbesondere im Jahr 1585 und im Jahr 1606, beginnend mit der gegenwärtigen Zeit, also dem 14. März 1557, und weit darüber hinausreichend bis zu dem Ereignis, welches dann nach eingehender Berechnung zu Beginn des siebten Jahrtausends eintreten wird,…

In diesem Absatz zu Beginn des Briefes an König Heinrich hat Nostradamus den zeitlichen Rahmen seiner Prophezeiungen abgesteckt. Demgemäß beginnen sie mit dem Jahr 1557, behandeln besonders die Jahre 1585 und 1606 und gehen darüber weit hinaus, bis zu einem offenbar besonderen Ereignis zu Beginn des 7. Jahrtausends. Er schreibt, die Prophezeiungen beginnen mit dem 14. März 1557, „der gegenwärtigen Zeit“, der Brief ist aber am Ende mit dem Datum 27. Juni 1558 versehen.

Nostradamus gibt hier auch ein anderes Datum für den Beginn seiner Prophezeiungen an, als im Brief an seinen Sohn César. Dort schreibt er:

[C 1335] : „…& sont perpetuelles vaticinations, pour d’yci à l’an 3797.“ – …und es sind fortlaufende Weissagungen von jetzt an bis zum Jahr 3797. „Von jetzt an“ wäre auf das Briefdatum bezogen der 1.3.1555.

Warum gibt Nostradamus ganz verschiedene Daten für den Beginn seiner Prophezeiungen an?

Die drei Daten haben eine ganz spezifische Funktion im Rahmen der Entschlüsselung.

Durch das erste Datum im Brief an Heinrich, 14. März 1557, hat Nostradamus den Beginn des 7. Jahrtausends verschlüsselt wiedergegeben! Und er verweist ganz klar darauf, wovon er spricht: ..commencement de septiesme millenaire!“

Mit Hilfe dieser Zahlen läßt sich der Beginn des siebten Jahrtausends bestimmen:

Das Jahr 2033 AD (Anno Domini = n.Chr.) entspricht dem Jahr 6000 AM (Anno Mundi)

Die Jahreszahl 2033, die in der Mitte zwischen 2019 und 2047 liegt, ist das eigentliche Ergebnis, das Nostradamus darstellen wollte: den Beginn des 7. Jahrtausends, also den Wechsel vom Jahr 6000 zum Jahr 6001 nach Erschaffung der Welt (Anno Mundi).

Das Ergebnis läßt sich leicht überprüfen, denn Nostradamus gibt in den Almanachen für das Jahr 1562 und für das Jahr 1566 den Zusammenhang zwischen der Anno-Domini- und der Anno-Mundi-Zeitrechnung explizit an.

Aus diesen Almanachen ergibt sich, dass 1562 AD dem Jahr 5529 AM und 1566 AD dem Jahr 5533 AM entspricht. Aus beiden Angaben erhält man für das Jahr 6000 AM das Jahr 2033 AD. Dies stimmt mit dem obigen aus dem Briefdatum ermittelten Zeitpunkt genau überein.

Kopie aus dem Almanach für das Jahr 1562

Kopie aus dem Almanach für das Jahr 1562

Die Erläuterungen zum Datum 27. Juni 1558 findet man im Abschnitt „Quatrains pro Jahrhundert“.

Bleibt noch das Datum 1. 3. 1555 zu erklären: Streicht man die letzte Ziffer von 1555 weg, bleibt 155. Wir rechnen: 155 x 3 = 465 – (5+1-3) = 462. Exakt dieselbe Zahl, wie wir sie oben erhalten haben, die konstante Verschiebung. Man kann sie auch folgendermaßen berechnen: Streicht man die erste Ziffer von 1555, bleibt 555. Aus dem Datum 1.3. bildet man 31. Wir rechnen: 555 – (31 x 3) = 462. Zahlenspielereien? Vielleicht, aber mit sinnvollem Ergebnis.